Foto-Stativ | Reisestativ | Aluminium- oder Carbonstativ | Was soll ich nur kaufen?

Diese Frage wird sich schon mancher gestellt haben und der Markt ist ja auch sehr unübersichtlich. Da ich diese Frage auch in meinen Workshops höre, versuche ich mit diesem Beitrag ein paar Kriterien aufzuzeigen, die bei der Kaufentscheidung aus meiner Praxiserfahrung hilfreich sein können.

Ich möchte ganz bewusst keine spezielle Marke empfehlen, die Kritierien findet man bei einer Vielzahl von Modellen und Herstellern. Ihr solltet aber mit einem Preis von mind. 150-200 Euro für Stativ und Kugelkopf rechnen. Nach oben, wie bei so vielem Zubehör in der Fotografie ist natürlich noch vieles möglich. Es sollte zu Eurem Budget, Euren Motiven und Eurer Arbeitsweise passen.

Der Zweck definiert die Größe und das Gewicht

Wer seine Kamera hauptsächlich auf Reisen unterwegs einsetzt, womöglich noch mit kleinem Gepäck unterwegs ist, der wird zu einem kleineren, leichteren sog. Reisestativ greifen. Beim Material unterscheidet man zwischen Aluminium und dem etwas leichteren aber oftmals doppelt so teuren Carbon. Stabil sind beide, der Gewichtsunterschied ist nicht so riesig wie uns die Werbung glauben macht. Aber wenn es auf jede 100g ankommt, der greife ruhig zum Carbon. Oft gibt es einen Modelltyp in beiden Materialausführungen. Von Kunststoff-Stativen rate ich grundsätzlich ab, da sie einfach zu instabil sind, vor allem wenn man die Beine auszieht oder gar die Mittelsäule hochkurbelt.

Das Stativ aber besonders der Kugelkopf sollten so dimensioniert sein, dass er Eure Kamera + Objektiv(e) sicher und stabil halten kann – auch wenn die Kamera einmal nach unten oder zur Seite geneigt ist.

Geringes Pack Maß ergibt sich bei vielen Modellen durch Zurückklappen der Beine. Somit verschwindet die Mittelsäule zwischen den Stativbeinen. Meistens muss man den Kugelkopf dann aber abschrauben für den Transport.

Außerdem würde ich lieber die Arbeitshöhe des Stativs etwas geringer halten und weniger Auszüge bei mehr Stabilität und geringerem Gewicht nehmen. Eine gewisse Mindesthöhe sollte ein Stativ schon haben, ansonsten wird man bei der Fotografie in Städten Schwierigkeiten haben, über Brückengeländer zu fotografieren.

Stativ Beratung für Digitalkameras

Die Stativhöhe sollte über ein Brückengeländer reichen!

Wer gerne in Bodennähe fotografiert kann entweder ein Stativ ganz ohne Mittelsäule wählen, bei dem man die Beine weit ausspreizen kann, eines mit klappbarer Mittelsäule oder eines mit wechselbarer. Hierbei wird eine kleine Mittelsäule mitgeliefert, die ausgetauscht werden kann wenn man in Bodennähe fotografiert.

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Stativ mit klappbarer Mittelsäule

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Stativ aus Carbon ohne Mittelsäule erlaubt bodennahes fotografieren

Zusätzliche Features beim Stativ

Gerade wenn es kalt ist, hat sich die teilweise Kunststoffummantelung der Stativbeine bewährt. Hier hat auch Carbon zusätzlich die Nase vorn, das Material leitet die Temperatur deutlich weniger als Aluminium.

Ausdrehbare Spikes an den Beinenden helfen bei glattem, rutschigem Untergrund und sorgen für mehr Standfähigkeit.

Klick- oder Drehverschlüsse für den Beinauszug – für was Ihr Euch hier entscheidet, ist eher Geschmackssache. Da gibt es kein besser oder schlechter.

Ein Befestigungshaken am unteren Ende der Mittelsäule hilft mit z.B. dem Gewicht des eingehängten Fotorucksacks das Stativ zusätzlich zu stabilisieren. Gerade bei starkem Wind eine willkommene Unterstützung. Zudem ist die Fototasche aufgeräumt und immer greifbar.

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Ausdrehbare Spikes

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Befestigungshaken

Worauf muss ich beim Stativkopf achten?

Inzwischen hat sich der sog. Kugelkopf gegenüber Drei-Wege-Neigern durchgesetzt, weil er einfacher zu handhaben und universeller im Einsatz ist. Der Drei-Wege-Neiger hat jedoch den Vorteil, immer nur eine Achse ändern zu können, ohne bei den anderen beiden Achsen Gefahr zu laufen, auch diese zu verstellen.

Vorsicht ist geboten bei sog. Video-Neigern falls man nicht auch Videos mit seiner Kamera drehen möchte. Für die reine Fotografie sind sie ungeeignet, weil es mit ihnen nicht möglich ist, den Kopf ins Hochformat zu kippen. Man kann nur drehen und nach vorne oder hinten kippen.

Stabilität – genau wie beim Stativ selbst, muss ein Kugelkopf eine gute Stabilität aufweisen und nach dem Feststellen der Kugel idealerweise auch bei Deinem schwersten Objektiv nicht “nachsacken”. Der Stativkopf sollte in der Größe so dimensioniert sein, dass er die Kamera mit Objektiv in jeder Position stabil und ohne zu kippen trägt. Angaben des Herstellers zur Tragfähigkeit des Kopfes sollten unbedingt bei der Wahl beachtet werden.

Befestigung der Kamera am Stativkopf – hier hat sich eine Schnellwechselplatte wie das ARCA-System als Standard etabliert und bewährt. Diese Kameraplatten oder auch L-Winkel mit einer genormten Schwalbenschwanz-Fräsung an der Unterseite erlauben ein schnelles Befestigen der Kamera an einem ARCA kompatiblen Kugelkopf mit einer Aufnahme- und Fixierungsmöglichkeit der gefrästen Platte. Proprietäre Systeme wie z.B. von Manfrotto funktionieren auch gut aber diese Kameraplatten lassen sich nur innerhalb des Manfrotto-Systems verwenden.

Die große Feststellschraube links löst nur die Kugel. Das Schwenken der Kamera erfolgt über die kleine Feststellschraube rechts

Wer Panoramaaufnahmen machen möchte, sollte sich entweder eine zusätzliche 360°-Panoramaplatte mit eingebauter Nivellierlibelle und einer Klemmvorrichtung für Arca-Swiss kompatible Platten zulegen.

Denn bei den meisten Stativköpfen ist die Panorama-Achse unterhalb der Kugel. Dadurch dreht die Panorama-Achse die Kugel beim Schwenk mit und man bekommt nie wirklich waagerechte Panoramen. Eine zusätzliche Panoramplatte wird in der Halterung für die Kameraplatte eingesetzt und verfügt über eine eigene Panorama-Achse, die ich nun über der Kugel schwenken kann, ohne diese mitzubewegen.

Kamerastativ Beratung

Eingesetzte Panoramplatte mit eigener Panorama-Achse

Fazit

Es gibt nicht das eine ideale Stativ für alle Aufnahmesituationen und Kamera-Kombinationen. Wenn man aber die genannten Kriterien beachtet und auf seinen Zweck hin überprüft, sollte man zu einem guten Begleiter für seine fotografischen Exkursionen finden.