Als Reise- oder Landschaftsfotograf wirst Du wahrscheinlich magnetisch angezogen werden von der Polarlichtfotografie. Deshalb erhältst Du – rechtzeitig zum Start der Polarlicht-Saison – von mir ein paar Tipps und Tricks, wie Du Polarlichter gut fotografieren kannst.

Die größte Chance, Polarlichter (Aurora Borealis) mit der Kamera zu erwischen, ist in den Monaten September bis März.

Im hohen Norden kann man das Polarlicht so gut wie jede Nacht fotografieren, Bedingung ist aber eine Wolkenlücke zu finden. Für die Vorhersage des Polarlichts kann ich die „Aurora-Forecast App“ (iPhone), "Meine Polarlicht-Vorhersage" (Android)  oder eine ähnliche Smartphone-App empfehlen. Die Aurora-App zeigt Dir an, ob Du gute Chancen auf das Nordlicht hast.

Kameraeinstellungen für Polarlicht-Fotos im hohen Norden

Ganz wichtig: lichtstarke Ultraweit- oder Weitwinkel-Objektive mit einer Anfangsöffnung von f/1.8 bis f/2.8 sind ein Muss! Denn die Nordlichter bewegen sich besonders rasch über den Himmel, weshalb Du kurze Belichtungszeiten benötigst. Warum eine so kurze Brennweite? Für gelungene Bilder musst Du viel Himmel im Bildausschnitt haben.

  • Kameramodus M.
  • Je nach Intensität des Polarlichts verwendest Du erhöhte ISO-Werte, gerne mal über ISO 3200 hinaus.
  • Die Blendenzahl sollte die kleinstmögliche, also Offenblende sein.
  • Die letzte der drei Kennzahlen, die Belichtungszeit, ist der Geschwindigkeit des Polarlichts anzupassen. Für das Fotografieren von starken und schnellen „Beams“ reicht meistens eine eher kurze Belichtungszeit von 2-3 Sekunden, sonst verwischen die Lichter zu sehr. Falls Du nur einzelne grüne Bänder mit geringer Struktur fotografierst, die auch noch lange ihre Position halten, kannst Du Deinen ISO-Wert deutlich reduzieren und eine lange Belichtungszeit einstellen.

Für erfahrene Fotograf*innen

Euch empfehle ich mit 2 unterschiedlichen Belichtungen zu arbeiten. Die Polarlichter sind immer deutlich heller als der Vordergrund im Bild. Deshalb brauchst du 2 unterschiedliche Belichtungen. Den Himmel mit dem Polarlicht kannst Du in der Bild-Nachbearbeitung gut entrauschen, da keine Detailstruktur im Himmel existiert.

Vorgehensweise:

  • Kamera aufs Stativ montieren.
  • Gestalte Deinen Bildaufbau und behalte diesen bei.
  • Nun belichtest Du für die erste Aufnahme mit kurzer Belichtungszeit und hoher ISO für das Polarlicht am Himmel
  • Die zweite Aufnahme mit identischem Bildausschnitt mit langer Verschlusszeit und mit niedrigem ISO-Wert für den dunkleren Vordergrund.
  • In einem Ebenen basierten Bildbearbeitungsprogramm wie z.B. Photoshop legst du beide Aufnahmen deckungsgleich in 2 unterschiedliche Ebenen und fügst beide Bilder zu einem zusammen mit Hilfe einer Maskierung.

Step by step zum guten Polarlicht-Bild

  • Filmempfindlichkeit 400 bis 6400 ISO - „Rauschen verhindern“.
  • Lichtstarkes Weitwinkelobjektiv und Stativ verwenden.
  • Autofokus und Bildstabilisator ausschalten.
  • Manuell fokussieren.
  • Belichtungszeit auf 2-20 Sekunden einstellen - bei längeren Belichtungszeiten ziehen Sterne „Streifen“ auf den Bildern. Dies ist abhänging von Sensorgröße und Anzahl der Sensorpixel.
  • Blende weit geöffnet (1.4, 1.8, 2.0, 2.8) - ggf. etwas schließen für eine größere Schärfentiefe, dann durch längere Belichtungszeit ausgleichen.
  • Sucher bei DSLR Kameras abdunkeln (Vorsicht mit Stirnlampe).
  • Alle Filter vom Objektiv entfernen.
  • Streulichtblende verwenden, sie schützt das Objektiv und reduziert Frostbildung.
  • Distanzeinstellung mit Isolierband festkleben, falls möglich.
  • Um Verwacklungen zu vermeiden, den Selbstauslöser der Kamera oder einen Funk- bzw. Infrarotauslöser verwenden.
  • Der Akku der Kamera sollte voll sein. Lange Belichtungszeiten fressen Strom und bei Kälte kann auch der beste Akku schneller schlapp machen als üblich.

Ausrüstungstipps

  • Genügend Ersatzbatterien, ext. Batterien am Körper tragen
  • Kabelauslöser Kabel können steif werden und brechen, deshalb
  • Infrarotauslöser einsetzen
  • Schaumstoff um die Stativbeine, falls nicht eh vorhanden
  • Atme nicht direkt auf Kamera oder Sucher
  • Kamera in gut isoliertem Rucksack verstauen, bevor Du in warme Räume zurückkehrst (Kondensation)
  • Stirnlampe mit einfachem On/Off Schalter und Rot-Filter
  • Linsenreinigungstuch